Dienstag, 26. Oktober 2010

Alan Posener auf Starke Meinungen: Warum die Juden nicht das Geschäft der Rassisten besorgen sollten

Leseempfehlung: Alan Posener, Warum die Juden nicht das Geschäft der Rassisten besorgen sollten

Alan Posener ist immer lesenswert und diskutabel. Man muss nicht mit ihm übereinstimmen, aber man kann mit ihm zusammen und an seinen Argumenten entlang denken. Sympathisch ist, wie er für Vernunft und Anstand eintritt. - Ein Einwand, der sich auf den ersten Blick einstellt: Können "Juden"  nicht auch per se Rassisten sein? Und gesetzt, Broder und die Seinen, Posener nennt sie nicht namentlich, machen ihre Schweinereien und dubiosen Geschäfte aus "edelsten Motiven", bleibt denn der noble Zweck unberührt, sauber, wenn die Mittel unsauber sind? Die Kerle sind 100 Pro, aus "edelsten Motiven" davon überzeugt, dass dieser Zweck all ihre Mittel heiligt. Dort reduziert sich dann alles auf die Frage: Ist das gut für die Juden, nützt oder schadet das Israel? Müssen wir nicht mißtrauisch gegenüber jedwedem summum bonum sein?

Im übrigen sehe ich bisher von Seiten der Juden nur "Entweder Broder" oder Ralph Giordano als Lautsprecher (habe ich einen übersehen?). Der Rest der Rasselbande, das sind doch hauptsächlich anti- oder volldeutsche Volksdeutsche, wie z.B. Bernd Zeller, der zwar Bibelkundler sein mag, aber sowenig Jude ist wie die Schinkenbrötchen, die Broder gerne isst, oder der Riesenantisemitismusforscher Clemens Heni, der - baruch ha shem - auch kein Jude ist. Wir wiederum bedauern, dass der von unserem Stamme ist, wir würden ihn gerne abgeben. Aber die Kerle verstehen eben Lärm zu machen, indem sie vorgeben, für die jüdische Sache zu kämpfen, und wer ihre Agenda nicht teilt, ist Antisemit (das ist publikumswirksam, bei diesem Wort heben auch die müdesten Hunde noch ihr müdes Haupt, verliert jedoch langsam im Krieg um Aufmerksamkeit an Boden gegen "Islam"). Die Crux ist, dass die jüdische Gemeinde in Deutschland ihren Geruchssinn verloren  und zu wenig nachgeschaut hat, was das für Unterstützer sind, wenn sie nur die Israel-Flagge geschwenkt haben oder von Broder empfohlen wurden. 

Darüber hinaus habe ich noch ein Unbehagen an der Position Poseners, das ich jedoch nicht so klar und deutlich formulieren kann, um es an dieser Stelle in die Diskussion zu bringen.

19 Kommentare:

Sola fide hat gesagt…

Heute prasseln die Beiträge ja förmlich auf uns nieder...

Ich finde Alan Posener sehr merkwürdig, weiß er selbst, was er will und was er schreibt?

Anonym hat gesagt…

Handelt es sich um Sadomasochismus, wenn Sie Alan Posener - der Ihnen einmal Ihre "intellektuelle und moralische Satifaktionsfähigkeit" abgesprochen und Sie mehr oder weniger explizit als Antisemiten bezeichnet hat - noch immer als sympathisch einschätzen?

Oscar Mercator hat gesagt…

Nein, ich bin nicht sadomasochistisch. Ich sehe dies wie ein Schachspieler, ich weiss, unter welchem Stress der Gegner steht, wenn er solche Patzer macht.
Ob er persönlich sympathisch ist, kann ich nicht beurteilen, ich kenne ihn nicht, finde jedoch sympathisch, wenn er für Anstand plädiert.

Anonym hat gesagt…

Ich erkläre Ihnen Ihr Unbehagen. Das Problem ist dieser Satz Poseners:

"Ich unterstelle, dass diese Deutschen aus den edelsten Motiven heraus handeln, dass es ihnen also mit ihrer Unterstützung der Tiraden eines Wilders oder Sarrazin um den Erhalt des deutschen Volks und der deutschen Nation geht."

den er fast genauso geschrieben hat. Anstelle von 'deutsch' steht im Original nur 'jüdisch' bzw. 'israelisch'.

Das Problem ist, dass Posener die Methoden und die Rhetorik von Broder und Heni ablehnt, nicht aber den rassistischen Kern: die absolute Heiligung all dessen, was Juden oder Israel 'nutzt'.
Eine Ideologie, die den Holocaust notwendigerweise zu einem singulären, unerklärlichen Verbrechen erklärt; dessen mediokre Gralshüter zu Superhelden und den Rest zu Antisemiten macht.

Verkürzt: Posener will der schlauere Broder sein. Mehr steckt - dem Artikel zufolge - nicht dahinter.

bds

Sola fide hat gesagt…

Vielleicht haben diese Leute einfach exactly the wrong lesson gelernt?

Wird doch jede Kritik sofort mit einem Sperrfeuer belegt, jeder Kritiker sofort privat und persönlich diskreditiert.

Erinnert und das nicht an jemanden, der gerne von Geschmeiß sprach, und sich sicherlich auch gerne der Wörter Halunken und Jammerlappen bediente?

EJ hat gesagt…

Wenn es so ist, wie Sie sagen, Anonymus, warum ist das ein "Problem"? Und: Für wen?

Oscar Mercator hat gesagt…

@bds
einen grossen Teil meines Unbehagens haben Sie mir "erklärt", jedoch nicht den Fisch im Wasser ersäuft. Ich will da mal verschiedenes sacken lassen. Aber vielleicht würde eine Diskussion zur Frage, die EJ gestellt hat, die Sache weiterbringen?
@EJ
Wenn es so ist, wie bds schreibt, wäre das für sie persönlich kein Problem? Ich weiss nicht, ob ich Sie richtig verstanden haben, wenn ich Ihnen jetzt den Satz unterstelle, man sollte daraus kein Problem machen?
Zur Anonymität: mir wäre es natürlich lieber, ich hätte es mit greifbaren Personen zu tun. Ich akzeptiere jedoch, dass die Themen, die ich anschneide, für viele ein vermintes Gelände sind, in dem man nicht das Risiko des "Gesicht zeigens" eingehen will. Ich hoffe jedoch einen Beitrag zu leisten, dass man auch auf diesem Gebiet zwar hart, aber fair zur Sache geht, ohne neue Wunden aufzureissen.

Oscar Mercator hat gesagt…

@EJ
P.S. zur Anonymität. Ihr Link "EJ" öffnet sich ins Nirgendwo.

Sola fide hat gesagt…

Herr Kaufmann, zensieren Sie?

Oscar Mercator hat gesagt…

@sola fide
Was finden Sie merkwürdig?

EJ hat gesagt…

@ Oscar Mercator

Auf Ihre inhaltlichen Fragen antworte ich abends. Oder morgen erst. Bin etwas knapp mit der Zeit.

Zu meiner Anonymität: In den letzten Jahren halte ich es so, dass ich den Bog-Eignern meine Identität über meine Mail-Anschrift bekannt gebe. Sie enthält meinen bürgerlichen (Vor- und Nach-) Namen. Nach außen belasse ich es lieber bei meinen Namensinitialen. Ihr Blog bietet (anders als z.B. starke-meinungen) diese Möglichkeit nicht.

Ich habe lange Jahre ohne Probleme im Netz unter meinem vollen Namen geschrieben. Etwas schwierig wurde es, als ich einen Blog unter meinem Namen führte. Meine Kinder(!) wurden deswegen "dumm angequatscht". Zur Anonymität habe ich mich aber erst entschlossen, als meine Frau berufliche Schwierigkeiten bekam, als ich einen (klassischen) Leserbrief an eine Zeitung schreib. (Vielleicht habe ich nur Pech gehabt. Vielleicht hat es aber auch damit zu tun: Wir leben auf dem plattesten Lande.)

Übrigens: Mir ist nicht ganz klar, wie es um Ihre eigene Anonymität steht. Ich habe Sie als Oscar Mercator, als Franz Rabe und unter einem dritten Namen, der mir entfallen ist, kennengelernt. Das macht Ihre Nachfrage etwas erstaunlich.

Oscar Mercator hat gesagt…

@sola fide
Ja, entsprechend den Ansagen, die ich in der Post "An Leser, die auf diesem Blog kommentieren wollen" gmeacht habe. Also keine Attacken gegen Thea Dorn, keine Hate-Kommentare ad personam, weder gegen mich noch gegen "Gegner".
Warum fragen Sie jetzt an?

Oscar Mercator hat gesagt…

@EZ
Mein Name steht in meinem Profil. Ich verstehe Ihre Haltung. Bei mir ist es inzwischen so, dass mein Ruf "ruiniert" ist, dass alle möglichen Enthüllungen auch über mein Privates irgendwo im Netz stehen, z.B. die von David Berger oder eines "Heinz" auf Starke Meinungen. Ich gehe davon aus, dass die Leser überpüfen können, was ich hier vertrete und schreibe und einschätzen können, was das für eine Funktion hat, persönlich zu diffamieren.

Aus Freiburg hat gesagt…

Immer solls die "jüdische Gemeinde" richten, jetzt auch bei Dir? Wohl mit ihrem jüdischen Geruchsorgan das Richtige vom Falschen, die richtigen von den falschen Israelfreunden scheiden können? - Kann man sie nicht eine kleine Gemeinde sein lassen, die in Deutschland um Orientierung und Überleben ringt?

Oscar Mercator hat gesagt…

Danke Freiburg! Tanzen in allen Lagen und Lebenslagen ist wohl ein sehr, sähr gutes Rezept.
Tja, Du hast recht. An die Stereotype des jüdischen Riechkolbens habe ich nicht gedacht. Ich bin nicht Herr im eigenen Hause, "es" hat gesprochen.

Anonym hat gesagt…

Haben Sie wahrgenommen, dass Sie bei Starke Meinungen von David Berger nochmals als "Antisemit" bezeichnet wurden?

Oscar Mercator hat gesagt…

Ja. Ich habe jetzt schon zweimal bei Frau Heckel angefragt, wie sie dazu steht. Ich warte noch ab.

Oscar Mercator hat gesagt…

@BDS, @EJ
schade, dass Sie die Diskussion nicht weiterführen. Ich hätte mich gefreut, wenn ich nicht alleine die Last hätte tragen müssen.

Anonym hat gesagt…

Kennen Sie dieses Gefühl, dass man als Fremdschämen bezeichnet?
Mich befällt es immer wieder, wenn Bernd Dahlenburg, wie bei "Starke Meinungen", völlig am Thema vorbei schreibt. Da merkt man, durch welche Brille er die Welt betrachtet.
Was meinen Sie, ist die Antwort von Posener adäquat?
Warum werden die Beleidigungen gegen Sie nicht einfach gelöscht? (Freuen sich da welche heimlich über das "Kaufmann-Bashing"?)

BB