Montag, 27. Dezember 2010

Fröhliche Weihnachten mit Henryk M. Broder

Mon Dieu, mehr als ein Monat ist seit meiner letzten Intervention vergangen. Diejenigen, die auf eine neue Post bangend oder händeringend gewartet haben, bitte ich um Verständnis; es gibt auch Anderes im Leben als einen Blog warten, und mag er noch so wichtig sein. Auch muß ich gestehen, dass ich nach Henryk M. Broders Verfeinerung seines discours de la méthode "Ich bin nicht nur zu jeder Dummheit, ich bin auch zu jeder Geschmacklosigkeit bereit." (Quelle) geschafft, am Boden, demoralisiert war. Das war ein knock-out, den Gevatter Broder meinem Narzißmus versetzte. Mit einem Gegner in den Ring zu steigen, der keine Fallhöhe hat! Sich über einen Hanswurscht lustig zu machen, heißt das nicht, sich lächerlich zu machen? Oder bin ich gar der letzte, der ihn cum grano salis ernst und wichtig nimmt? Hier hilft wohl nur noch, sich zu besaufen? Uns ist gar kannibalisch wohl / als wie fünfhundert Säuen. - Mephistopheles: Das Volk ist frei, seht an, wie wohl´s ihm geht! - Faust: Ich hätte Lust nun abzufahren. - Mephistopheles: Gib nur erst acht, die Bestialität / wird sich gar herrlich offenbaren. ...


Nun so richtig sauwohl ist mir bei solchen Exzessen nicht. Dieser modus vivendi reizt die Magenschleimhaut. Außerdem lässt sich nicht übersehen, dass das Repertoire des Maitre doch ein sehr begrenztes ist; auf dem Autorenblog "Starke Meinungen" charakterisiert Prof. Klaus Kocks ihn mir nichts, dir nichts als "Rollenkasper", einfach so, während ich gelehrte Essays pro et adversus Broder zu schreiben pflege.

Wollen wir dieser Hypothese ("Rollenkasper") auf den Zahn fühlen? Wie bekannt ist die Weihnachtszeit die Zeit, in der man den Mitmenschen am besten kennenlernen, ihm ins Herz schauen kann. Wie feiert Broder Weihnachten? Hier sein Wunschkonzert 2010 (Meister "Fundstück" ist eine seiner vielen Personifikationen)


Zu unserer Bringschuld zur Integration gehört, dass wir  keinem unserer Beutedeutschen, schon gar nicht einem, der nach Thilo Sarrazin der Prototyp der Intelligenzbestien und Kulturbereicherern ist, die wir liebend gerne bei uns aufnehmen, verargen, dass er das Geburtsfest des Herrn Jesus Christus so feiert (oder auch nicht feiert) wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Ob Henryk M. Broder einen kleinen Distinktionsgewinn dank der Gnade seiner Geburt einfährt oder den kleinen Minderwertigkeitskomplex eines Mannes, den die Natur nicht zum natural born womanizer gemacht hat, kuriert, oder ob das noch viel harmloser ist, das sei dahingestellt. Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Kennen Sie das "schönste Weihnachtslied aller Zeiten, ein Ohrwurm, der einen bis Ostern nicht loslässt"?  Broders X-mas Top Charts anno Domini 2007 sind nach wie vor aktuell und brandheiss. Ich kenne kein Antidot gegen diesen Ohrwurm. Also, wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen "Rudolph The Red-Nosed Reindeer" bis Ostern oder Pessach in den Ohren klingelt und dann heraushängt, machen Sie den Link nicht auf.  Ich bin seit 2007, seit ich unvorsichtigerweise diesen Link geöffnet habe und Broder mich anfixte, junkie. Hier habe ich an Leib und Seele erfahren, wie recht der Dichter hatte, als er sagte "... das Schöne ist alles Schrecklichen Anfang."

Also: ist Henryk M. Broder ein "Rollenkasper" oder immer wieder für eine Überraschung gut? In diesem Sinne merry yultide from Potsdam!

P.S. ich bin halbwegs rehabilitiert. Der Springer Verlag nimmt Henryk M. Broder ebenso so ernst wie ich und bietet ihm einen Exklusivvertrag. Auch fortschreitender Alzheimer wird ihn nicht hindern,  auf dem Boulevard der Dämmerung provokant zu sein. Hier zum Mediencoup.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

schade, dass da sein ägyptischer pudel und deutscher terrier nicht mittanzt, das wäre es gewesen !

oder wenn der hund einmal dem samed den arsch leckt. noch besser ?

Anonym hat gesagt…

Schön dass Du wieder da bist. Ich denke, Dein Blog trägt mit dazu bei, dass Leute wie Broder, Heni und Co. zwar sich selbst weiterhin wichtig nehmen, aber von allen anderen nicht mehr gar so ernst genommen werden, auch wenn ihnen das herzlich egal ist.
Es ist wichtig, dass es einen Blog wie den Deinen gibt! Zudem: Dein Stil erinnert mich sehr an den meines Lieblingsschriftstellers, Eckard Henscheid...

Oscar Mercator hat gesagt…

Danke für die Blumen. Ich habe zwar lieber Robert Gernhardt von den Lippen gelesen, aber Eckhard Henscheid ist auch nicht von schlechten Eltern ... Neue Frankfurter Schule.