Donnerstag, 29. Dezember 2011

Friedrich Kittler, Metamorphosen der Liebe - Liebe, Begehren, Erotik - Gegenkräfte des monotheistischen Konzepts

Dieses Blog-Jahr will ich mit dem Hinweis auf eines der letzten Gespräche des am 18. Oktober verstorbenen Friedrich Kittler abschließen.  Es ist veröffentlicht in Lettre International 95

Friedrich Kittler spricht mit Frank M. Raddatz: Metamorphosen der Liebe - Liebe, Begehren, Erotik - Gegenkräfte des monotheistischen Konzepts

Die Ausführungen Kittlers sind von großer Schönheit. Ich exzerpiere den Schluß:

"Frage: In diesem Entwurf wirkt Aphrodite als die große Gegenspielerin des monotheistischen Konzept?
Kittler: Das ist eine heilige Frage. Ich verstecke mich jetzt hinter einem Zitat. 1239 schreibt Papst Gregor IX., dass in Sizilien aus dem Meer das apokalyptische Untier hervorgekrochen sei, sich in Palermo auf einen Königs- und Kaiserstuhl gesetzt habe und verkündige, die Menschheit sei von drei Betrügern betrogen worden - drei barratori.  Die drei Betrüger trügen die Namen Moses, Jesus und Mohammed. Diese drei Betrüger hätten der Menschheit aufgeschwatzt, ein männlicher Gott sei die einzige Gottheit auf der Welt und habe "aus dem Nichts", ex nihilo, seine creatio, seine "Schöpfung" vollbracht. Aber er, der Kaiser und alle, welche die Natur anschauen, wüßten doch ganz von selbst, dass ohne das commercium zwischen Mann und Frau oder Frau und Mann nicht Schönes und Fruchtbares auf Erden entstehe. 
Weil der Kaiser einfach nur die Wahrheit gesagt hat, beschließt der Papst, diesen Kaiser und Ketzer Friedrich II. von Hohenstaufen zu exkommunizieren. Aus diesen drei Betrügern ist bei Lessing die "Ringparabel" geworden. Das findet die "Fabel von den drei Ringen" von Boccacio Eingang wie auch ein ziemlich wüster Text aus dem 18. Jahrhundert, der "Les trois Menteurs" heißt und von dem Lessing auf jeden Fall wußte. Ich denke hingegen, dass Kaiser Friedrich II. die Wahrheit gesprochen und dass die Schönheit des Hochmittelalters und der staufischen Kunst auf dieses Zulassen der Beziehung zwischen Frauen und Männern zurückgeht. 


Frage: Die Liebe und das Christentum, das geht also nicht zusammen?
Kittler: Über Jahrhunderte haben nur Mönche gedichtet, bis endlich ein paar Nonnen, Hildegard von Bingen und Mechthild von Magdeburg, das Wort ergriffen und der Minnenmystik zumindest das Wort geredet haben. Dies wäre die einzige Einschränkung die man innerhalb des christlichen Horizonts zugunsten der Liebe machen könnte. In der Mystik wird von Nonnen und Mönchen manchmal eine Form der Liebe erreicht, die über die blose caritas oder agape hinausgeht als "Brautmystik" und "Brautliebe" im Sinne des Salomonischen Hoheliedes, das in der ganzen Bibel die einzige Liebesdichtung ist, die sich finden läßt. Wenn der einzige Gott seine Schöpfung aus dem Nichts hervorgehen läßt und nicht aus dem Zusammenwirken der Liebenden, dann handelt es sich um einen gezielten Ausschluß der weiblichen Gottheit und ist mit dem Prinzip der Liebe, wie Sappho, Lukrez, Ovid oder Bachmann und viele andere es beschreiben, nicht vereinbar. "

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Einer der Lieblingssongs Friedrich Kittlers war

Henryk M. Broder: Shalom we Lehidraot

Freunde, Chaverim,

offenbar bin ich von Broder & den anderen Etappenhengsten Zions mit beschränkter Haftung kuriert. Da hat es doch in Aachen zuletzt einen Tsunami im Wasserglas gegeben, mittenmeng Henryk Marcin zusammen mit Ralf Giordano und Vera Lengsfeld.
Die Aachener Nachrichten berichten

"Broders Rhetorischer Sturmangriff auf das "friedensbewegte Pack". Auszug:

"Der 65-Jährige ist am Sonntag von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Aachen mit ihrem Ehrenpreis ausgezeichnet worden.

Für alle Freunde undifferenzierter Brachialkritik war es ein Festnachmittag. Schon in seiner Begrüßung gab der DIG-Vorsitzende Axel Holst die Tonlage der Veranstaltung vor. Holst stellte «schleimige Moralapostel» an den Pranger, die ihren «Antisemitismus scheinheilig hinter einer obskuren Israel-Kritik verstecken». Das Verdienst Broders - den Überraschungsgast Ralph Giordano zu einem «Gesamtkunstwerk» erhob - sei es, auf den «unsäglichen Wildwuchs von Sumpfblüten» immer wieder wortgewaltig hinzuweisen. Damit setze er sich deutlich vom Mainstream in den Medien ab, der auf Distanz zu Israel gegangen sei.

Diesen Ball nahm die Laudatorin Vera Lengsfeld auf. Die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin und CDU-Bundestagsabgeordnete verkündete, «ohne Broder wäre die geistige Öde in Deutschland noch größer, der Diskurs noch konformer». Broders «Witz und Mut» unterscheide ihn von dem meisten deutschen Intellektuellen.
"


Hier stinkt zusammen, was sich zusammen beölt. Die Kriegsberichterstattung auf der Achse des Guten:
Aachener Leckereien (machen Sie ruhig den Link "Portrait des Reporters" auf; sowas ist feinste Broder-Recherche)
Aachener Anal-Phabeten 
Ein Plätzchen in Aachen
Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es


Nun, mir ging das glatt am Arsch vorbei. Kein Ausschlag meines Erregunglevels, weder nach oben noch nach unten. Ennui. Nicht Neues unter der Sonne. Freunde, mir hat die comedia dell´arte der Einzigwahren Freunde Israels mit dem Hanswursten Broder in der Hauptrolle oft ein derbes Vergnügen bereitet, jetzt ist es mir fade geworden. Broder hat das Schlechteste am Monotheismus aufgeschnappt: Er glaubt zwar nicht an Gott, aber will daran glauben, dass es keine Wahrheit neben seiner Wahrheit gibt, und dass es gottgefällig ist, die "Feinde Israels" in den Staub zu treten und zu zerschmettern. Für den einen oder anderen, die diesen Blog gerne besucht haben, könnte es interessant sein,  meinen Scan weiterzuführen, einen Blick auf  Broder (nom de guerre "Schlagoberst"), Leon de Winter ("Flandern in Not"), Herbert Eitneier a.k.a. heplev ("Plattmacher"), Bernd Dahlenburg a.k.a. Castollux ("Gott-sei-bei-uns"), Alex Feuerherdt a.k.a. Lizas Welt ("Fahnenpullererversteher"),  Claudio Pinocchio Casula a.k.a. Spirit of Entebbe ("Body-Counter"), nicht zu vergessen Dr. Clemens Heni ("A-A-A-A-Antisemiten") und Bernd Zeller ("der mit dem Hammer pinselt"),  zu werfen. Sie dürften - auf der Mauer, auf der Lauer - mit des Wahnsinns fetter Beute belohnt werden. Ich gehe hier in den Ruhestand, sage jedoch wie James Bond "Never say never"; vielleicht juckt es mich ja das eine oder andere mal. Man ist ja im Ruhestand nicht immer ausgeglichen.

Was den "Friedensprozess" im Gelobten Land angeht, bin ich sehr zuversichtlich; so schnell wird er nicht aufhören; das geht doch noch ein paar Generatiönchen, nicht wahr Claudio Casula? Ich vermute, wenn Claudio Casula seinen Geist aufgibt, wäre sein letzer Seufzer: "Chaverim, passt auf, dass der "Friedensprozess" nicht aufhört."



In meinem Ruhestand werde ich in Zukunft eher Überlegungen sub specie aeternitas vorlegen. Ich habe vor, in nächster Zeit Reflexionen über die mosaische Unterscheidung von Jan Assmann, Peter Sloterdijk u.a. oder die Reflexionen des großen Geschichtswissenschaftler Ernst Nolte, Historische Existenz und Späte Reflexionen zu lesen und vielleicht zu rekapitulieren.  Möglicherweise ist das sehr reaktionär.

Brief des Jüdischen Forums für Frieden an PM Netanyahu

Ich hole nach:
                                                                                                                                           info@juedisches-forum.de      
                                                                                                                                                          

7. November 2011
                                                                                                                                                 
An den Premierminister des Staates Israel
Herrn Benyamin Netanyahu  

(gekürzte Übersetzung; Original: www.juedisches-forum.de)


Sehr geehrter Herr Premierminister,

in Ihrer Ansprache an die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 23. September 2011 drückten Sie Ihren Wunsch aus, Ihre Hand zum Frieden auszustrecken. Da Sie sagten, Sie täten dies "im Namen des jüdischen Volkes" welches wohl auch uns einschließt, fühlen wir uns eingeladen, Ihre Rede zu kommentieren.

Sie erwähnten, dass "Israel seit seiner Gründung vor 63 Jahren seine Hand zum Frieden ausstreckt". Leider entspricht dies nach unserer Ansicht nicht den historischen Tatsachen. Im Gegenteil, anstatt den Ratschlägen von hervorragenden Intellektuellen wie Martin Buber, Hannah Arendt, Yeshayahu Leibowitz und anderen zu folgen, welche sich für eine Versöhnung mit der "arabischen Bevölkerung" einsetzten, und entgegen den politischen Absichten führender Zionisten wie Moshe Sharet, Chaim Weizmann und Nahum Goldmann, entschied sich die politische Führung Israels für eine kriegerische Lösung mit der beabsichtigten und unbeabsichtigten Zerstörung der palästinensischen Gesellschaft.
Sie sagten, dass “Frieden in Sicherheit verankert sein muss“. Wir teilen zwar die Sorge um die Sicherheit Israels, wissen aber zugleich, dass Frieden nie gesichert werden kann, wenn die Gefühle, das Leiden und die Sehnsucht unserer Gegner außer Acht gelassen werden. Frieden muss in Mitgefühl und Respekt verankert sein.
Sie sagten, dass “die Palästinenser sich bisher geweigert haben zu verhandeln“. Die palästinensische Seite hat mit Vertretungen Israels seit mehr als zwanzig Jahren verhandelt und ist nach wie vor bereit dies zu tun (obwohl das fragliche Gebiet bereits auf 22% des ursprünglichen Palästinas  geschrumpft ist). Ausserdem sind die Palästinenser mit der Tatsache konfrontiert, dass die verbleibenden unzusammenhängenden Gebiete von israelischen Siedlungen umschlossen sind, die nicht nur auf Grund des Völkerrechts illegal sind, sondern auch die Errichtung eines lebensfähigen palästinensischen Staates verunmöglichen. Deshalb ist das Beharren der Palästinenser auf einem unverzüglichen Stopp des Siedlungsbaus mehr als verständlich, da sonst weitere Verhandlungen sinnlos sind.
Sie sagten, dass die israelische Seite sich “2005 aus jedem Zoll von Gaza zurückzog“. Aber nach wie vor werden wesentliche Teile von Gaza besetzt gehalten, so die Souveränität über den Luftraum und das Meer, wodurch  jegliche wirtschaftliche Entwicklung verhindert wird. Israel lässt die Bevölkerung verarmen, indem Fischerei, landwirtschaftliche wie industrielle Arbeit in weiten Gebieten verunmöglicht wird, indem Infrastruktur nicht wieder aufgebaut werden kann und dadurch eine gesunde Entwicklung zum Frieden ganz allgemein verhindert wird. Deshalb kann der Rückzug aus Gaza nicht “ein mutiger Schritt zum Frieden“ genannt werden.
Sie sagten, “an Stelle von Frieden erhielten wir Krieg“. Es stimmt, dass tausende Raketen von Gaza auf israelisches Gebiet abgeschossen wurden. Es stimmt aber ebenso, dass die Gelegenheit zu einer Erweiterung des Waffenstillstands nicht wahrgenommen wurde. Stattdessen griff die israelische Armee Gaza an und hinterließ mehr als tausend Tote und ein Vielfaches an körperlich und seelisch Verwundeten - und schuf damit eine neue Brutstätte für Hass und Rachegelüste.

Trotz alledem verbleibt eine Aussicht auf Frieden. Wir glauben, dass Frieden sowohl in kleinen wie in grossen Schritten erreicht werden kann und muss. Einige von uns waren an der Mission des jüdischen Bootes Irene beteiligt. Irene (der Name bedeutet übersetzt ‚Frieden‘) wollte ein kleines Friedenszeichen nach Gaza bringen. Die Freigabe des beschlagnahmten Bootes mag als ein kleiner Schritt erscheinen. Es würde sofort ein grosser Schritt daraus, wenn dies beispielsweise mit der aufrichtigen Bitte um Vergebung für all die Ungerechtigkeit und das Leiden verbunden wäre, welche die jüdische Seite der arabischen zugefügt hat, angefangen mit der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung 1947/48 und fortgeführt bis zum heutigen Tag. Ein solcher 'unilateraler' erster Schritt könnte die andere Seite dazu bringen, einen weiteren Schritt zu tun, beispielsweise hinsichtlich der Selbstmordattentate. Eine Seite muss den Anfang machen - die stärkere.

Mit freundlichen Grüssen,
i.A. für das Forum
Ruben Frankenstein    Margalith Pozniak        Jochi Weil-Goldstein

mehr: Jüdisches Forum für Frieden

Sonntag, 18. Dezember 2011

Henryk M. Broder: Sämtliche antisemitische Register zieht ...

Wer die zieht und welche das sind, erfahren Sie von Henryk M. Broder

hier.

Henryk wird immer modester und trennschärfer. Henryk, das hier war Ihre linke Hand.

Ich hoffe, dass wir auch in diesem Jahr die Charts der besten Weihnachtslieder aller Zeiten, die uns bis Pessach und Ostern nicht aus den Ohren gehen, von Henryk geliefert bekommen.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Alan Posener, Von Juden und Außerirdischen

Ich empfehle, Alan Posener jüngste Post auf "Starke Meinungen": Von Juden und Außerirdischen mit der richtigen Mischung aus Schmunzeln und Tiefgang zu lesen. Posener zitiert Überlegungen eines der Betreiber der Achse des Guten, Dirk Maxeiner

"Ehrlich gesagt, konnte mir bis heute niemand so richtig erklären, was ein Jude eigentlich ist. Hat das was mit der Religion zu tun? Der Herkunft? Der Nationalität? Den Genen? Den Vorfahren? Dem Äußeren? Dem Inneren? Oder von allem ein bisschen? Wird man als Jude geboren? Oder kann man es auch später werden? Umso mehr ich diese Frage wälze, um so ratloser werde ich. Manchmal denke ich: Gibt’s Juden überhaupt? Führt aber auch nicht weiter, es muss sie irgendwie geben, schließlich sind sie an allem schuld. Wenn es keine Juden gäbe, müsste man sie also erfinden. Das nächste Mal vielleicht als so eine Art von Außerirdischen. Die Menschen glauben gerne an kleine grüne Männchen. Überall fliegende Untertassen. Erich von Däniken wäre dafür ein begabter Drehbuchautor gewesen, er hat aber offenbar keine Lust gehabt."

Lieber Alan Posener, wundert es Sie, dass Dirk Maxeiner der Ansicht ist, dass man nichts vernünftiges, sondern nur gaga zum Thema "Juden" sagen kann, wenn er ein dicker Kumpel Henryk M. Broders ist und dessen Faustregel oder Kernaxiom geschluckt hat: alle Vorurteile in dieser Welt haben eine reale Basis, nur nicht die über Juden. Alle Phobiker sind nicht ganz unvernünftig, für ihre Angst gibt es einen realen Kern; das ist jedoch bei Antisemiten, Antizionisten, "Israelkritiker" (in irgendeiner Ausprägung sind wir das alle, man geht mit diesen Würdigungen nicht gerade wählerisch um) nicht der Fall. Das Axiom, wie es Broder im Deutschen Bundestag vorstellte:

"Zunächst einmal hat der Antisemitismus [Antizionismus, Israelkritik] wenig mit Juden [Zionisten, Israelis] und gar nichts mit deren Verhalten zu tun. ... Was auch immer der Jude [Zionist, Israeli] tut (oder unterlässt) , der Antisemit [Antizionist, Israelkritiker] macht ihm das zum Vorwurf. Deswegen nutzt es nichts, wenn der Jude [dito] sein Verhalten ändert, um dem Antisemiten [dito] entgegen zu kommen... Basiert der Antisemitismus [dito] also auf hysterischen Ängsten, Erfindungen, Projektionen und Neidgefühlen, haben die Xenophobie, Islamophobie, Arachnophobie, Agoraphobie e tutti quanti eine reale Basis."

Da kann man doch gleich phantasieren, halluzinieren, Blödsinn quatschen. Egal, was Du als Antisemit, als Antizionist, als Israelkritiker über die Juden, die Zionisten, über Israel sagst, hat nichts, gar nichts mit dem zu tun, was Juden, Zionisten, Israel tun. Insofern hat Dirk Maxeiner Recht zu sagen, was er sagt. Ich empfehle, die Juden zum Ding an sich im Sinne Kants zu erklären.

So und jetzt gehe ich zu Borussia  Dortmund gegen Olympique Marseille. Wunder soll es immer wieder geben. P.S. Wunder gibt es zwar immer wieder, aber nicht immer. Leider heute nicht.

Ein Friedensangebot an Alan Posener

Richtige Freunde sind Alan Posener und ich nicht geworden, seitdem ich ihn im Frühsommer 2008 davor gewarnt hatte, mit falschen Prämissen und Vorstellungen in die Achse des Guten einzutreten; Alan Posener war nicht zu belehren, seine eingebildete "polit-psychologische Matrix" hatte Vorrang vor einer Realität, die er nicht wahrnehmen wollte (siehe).  Von mir (und den Indizien seines vorhersehbaren Scheiterns auf der Achse) unbeirrt ist Alan Posener der Achse des Guten beigetreten und hat dort in die Posaune geblasen "Wir sind die Achse der Guten, nicht der Eiferer". Im Frühsommer 2009 ist Posener von den Betreibern der Achse des Guten gegangen worden; nach Begründung von Miersch, Maxeiner und Broder hat sich Posener wie ein hinterhältiges Kameradenschwein verhalten, nach Interpretation Poseners war der Herauswurf der Kabale einer intoleranten stalinistischen Clique zu verdanken (für die Position Poseners spricht, dass er auf der Achse des Guten ein durchaus lockere systemkritische Lippe riskierte, z.B. hier: Stotternde Stalinisten). Den Schock des unerwarteten Hinauswurfs hat Alan Posener auf verschiedenen Plattformen zu verarbeiten versucht (Die Achse der Intoleranz, Alan Posener zum Streit mit der Achse des Guten, Einige sind guter als andere, Leute mit einer stalinistischen Ader).

Der Wert der Werte, das summum bonum ist für Alan Posener "Toleranz". Den "Stalinisten" aus der Achse des Guten hat er entgegengehalten

"Toleranz verlangt nicht danach, Unstimmigkeiten und Widersprüche zu verschleiern. Im Gegenteil, sie fordert, die Unmöglichkeit eines umfassenden einheitlichen Denkens anzuerkennen und darum fremde und gegensätzliche Ansichten ohne Haß und Feindschaft zur Kenntnis zu nehmen. (Lew Kopelew)"

Israel Die wehrhafte Demokratie im Nahen Osten im Kampf gegen Terrororganisationen und Terror-Unterstützer

Alan Posener schreibt an seine "User" auf "Starke Meinungen"

"Wer mit Herrn Kaufmann über jüdische Auserwähltheit und israelische Verbrechen diskutieren will, soll es dort, bei den “einzigwahren Freunden Israels” tun." (Quelle)

Gerne gebe ich den "User" die Gelegenheit, hier mit mir über "israelische Verbrechen" zu diskutieren. In der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung v. Nikolaustag 2011 wird auf S. 8 publiziert

"Mehr Iran als Israel" Die Konservative Mehrheit in der Knesset beschliesst anti-demokratische Gesetze - die USA warnen bereits

Der Journalist Peter Münch (ist das ein Antisemit im Schafspelz des Israelkritikers?) schreibt u.a.

"...Während die USA sich bemühten, rund um den Globus die Zivilgesellschaften zu stärken, marschiere Israel in die entgegengesetzte Richtung, mahnte sie [Hillary Clinton]
...Es begann im vorigen Jahr mit der Verabschiedung des Nakba-Gesetzes, das öffentliche Gedenkfeiern unter Strafe stellt, die an die Vertreibung der Araber im Unabhängigkeitskampf von 1948 erinnern. Es folgte ein Gesetz, das es verbietet, öffentlich zum Boykott israelischer Waren oder Kultureinrichtungen aufzurufen, wie dies manche Menschrechtsgruppen gern als Akt des Protestes  gemacht hatten. Ein prominenter Kolumnist der Zeitung Maariv nannte dies "Faschismus in seiner schlimmsten Form".  Doch künftig muss auch er wohl vorsichtiger sein mit seinen Äußerungen, denn die Medien sind ebenfalls im Focus der rechten Abgeordneten, die ihre Gesetzesvorlagen nach Art der Stalinorgel ins Parlament feuern. In erster Leseung ging kürzlich ein Gesetz durch die Knesset, das Autoren "diffamierender" Texte Geldbußen in Höhe bis zu 60.000 Euro androht. Kritiker sprechen von einem "Maulkorb-Gesetz" für die Medien, die bei den Regierenden unter chronischem Liberalitätsverdacht stehen.
Links und friedensbewegt - so sieht für den israelischen Gesetzgeber derzeit augenscheinlich der Feind aus. Auf schwere Zeiten müssen sich deshalb diverse Organisationen wie "Peace Now" oder "Breaking the silence" einrichten, die gegen die Besatzungs- und Besiedlungspolitik sowie gegen Menschenrechtsverletzungen an den Palästinensern opponieren. Außenminister Lieberman nennt sie "Terrororganisationen und Terror-Unterstützer", und in diesem Geist arbeiten seine parlamentarischen Hintersassen an Gesetzen, die solchen politischen NGOs finanziell das Wasser abgraben."

Ich darf vermuten, dass diese Maßnahmen der wehrhaften Demokratie gegen den Terror bei den Einzigwahren Freunden Israels, Henryk M. Broder, Claudio Casula, Herbert Eiteneier, Bernd Dahlenburg, Dr. Clemens Heni, Dr. Tilman Tarrach, Alex Feuerherdt eher begrüßt als abgelehnt werden. Wie sieht das mit dem Demokraten vor dem Herrn Alan Posener aus?

Ist Heribert Prantl ein Antisemit?

Ist Heribert Prantl, der aus dem Blickwinkel des Neuen Testaments den Finanzkapitalismus anklagt

Heribert Prantl, Anklage gegen den Finanzkapitalismus, Gott liebt die Zornigen

ein Antisemit im Lichte der Betrachtungen Mischa Brumliks über den Zusammenhang zwischen Finanzkrisen und Antisemitismus?

Micha Brumlik, Wie man abstrakte Verhältnisse durch Personalisierung und Paranoisierung erklärt, Nachsicht mit den Frühsozialisten?

Was mich etwas ins Grübeln bringt,  ist, wenn Brumlik seine Betrachtungen damit abschließt

"Bei alldem geht eine Einsicht des späten Marx verloren, dass das "Kapital" mehr als nur die Wirtschaftsform "Kapitalismus" ist, nämlich ein grundlegendes soziales Verhältnis, das in der widersprüchlichen "Einheit von Aneignungs- und Verwertungsprozess" besteht."

Ist Kapital, dieses grundlegende soziale Verhältnis in der Einheit von Aneignungs- und Verwertungsprozessen nur noch ein abstraktes Verhältnis ohne personale soziale Beziehungen? Wer sind die Entscheider, wer sind die shareholder, sind das abstrakte Kräfte?

Samstag, 3. Dezember 2011

Alan Posener: Er oder ich

In letzter Zeit habe ich  unter dem nom de guerre "Alt 68er" gerne in Dialogen und Multilogen auf dem Blog "Starke Meinungen" mitgemischt. Das hatte auch damit zu tun, dass dort das Themenspektrum weiter ist als auf diesem Blog, der dezidiert "monothematisch" ist. Ich bin auf diesem Blog etwas müde geworden; zu Broder und Co. schien mir erst mal alles gesagt, ich will jedoch noch einen anderen Zugang zu dem Themenkomplex "Israel und Palästina, Juden und wir" gewinnen.

Jetzt will mich Alan Posener dort vom Platz stellen

"Er benutzt dieses Blog, um seine antisemitischen Obsessionen zu pflegen und zu verbreiten. ... Wenn die Nutzer hier nicht für einen klaren Trennstrich zu Antisemiten sorgen können oder wollen, werde ich einen Trennstrich zu diesem Blog ziehen müssen." (Quelle)

Ich werde mit etwas mehr Zeit  Posener und seine Ängste genauer unter die Lupe nehmen. Vorab: Gesetzt, es stimmt, dass ich dort antisemitische Obsessionen pflege und verbreite, sind dann die "Nutzer" so "ich-schwach", dass sie meiner Propaganda erliegen? Wären meine Interventionen, die ich dort zur Diskussion anbiete, nicht eher ein Serum, durch das die Abwehrkräfte gestärkt werden? Verderbe ich unschuldige Jungs und Mädels? - Ich werde noch Stellung nehmen. In der Zwischenzeit können die "Nutzer" von Starke Meinungen in ihrem Herzen erwägen, ob ihnen Poseners Diskurs-Hygiene frommt oder schadet. Nun ja, Starke Meinungen und Alan Posener werden in Zukunft noch stärker werden.

Für die anderen Besucher dieses Blogs: Wenn Sie Zeit und Muse haben, können Sie den Diskussionsverlauf hier "Der Kampf gegen den Terror ist unteilbar" nachvollziehen.