Die Schleussen sind schon längst vor Broders Zug aus dem düsteren Reich der Holocaustrelegion in das Reich der Broderseligkeit (aus diesen beiden Pics ist zupackende Bildmontage gefertigt worden, die Broders Debattenbeitrag "Der ideale Kandidat" im SPIEGEL v. 2.11.1009, S. 160f illustrierte) geöffnet worden. Wenn "Auschwitz" wie bei Ihnen zu jeder Zeit und Unzeit, wenn ein paar Narrische ein deutsches Winkelement schwenkten, Sie stante pede (Pawlow lässt grüssen) an die erste Strophe des Deutschlandliedes denken mußten, ins Spiel gebracht wird "Denn Auschwitz war gestern. Heute ist Deutschlandparty mit allem Drum und dran" und Broder damit jede seiner Stickbombem parfümierte, was erwarten Sie? Die gnädigen Damen und Herren halten die Nasen zu, stellen die Ohren auf Durchzug. Und bei Berliner Modemachern und Easy Jet ist jetzt eben Shoa-Chic en vogue, das Denkmal ist nun eine photogene Location (bitte aufpassen: das laste ich weder Broder noch Ihnen an; Sie sind auch nur ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft, oder umgekehrt). Und wir Nachdenklichen werden hinnehmen müssen, dass der kompakten Mehrheit, nach einem Holocaust I und II Experten befragt, eher Henryk M. Broder und "Walter Schmidt" (wir werden noch Gelegenheit haben, über seine Visionen vom Holocaust II am Strand von Tel-Aviv zu meditieren) einfallen als z.B. Raul Hilberg und Wolfgang Benz.
Ihnen wünsche ich im nächsten Vierteljahr (Holydays und nachfolgend die Woche der Brüderlichkeit und die narrische Zeit) Unterscheidungsvermögen und ein paar unbeschwerte Stunden ohne Nachtgedanken an Deutschland. Daran werden Sie eh nicht mehr genesen. Es müssen ja nicht gleich die
Hellige Knäächte und Mägde oder die
Kämmerkätzchen und Kammerdiener oder das
sein, um die Seele baumeln lassen. Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Ich meine jetzt nicht das ganze Jahr, sondern immer wieder ein paar Stunden. Ich möchte Ihnen den grossen Dichter Robert Gernhardt ans Herz legen
"Wie aber wenn und es schalössen aus sich
Schapaß und das Ernste? Schaweres und Leichtes?
So wie sich ausschaließt Feuer und Wasser,
Mensch und Schaweinsein, Gott und Schalange?
Es schawebt das Schawert über den Häuptern,
Es kommt zum Schawur für Schawache und Starke:
Was also wollt ihr? Den Leichsinn? Schawermut?
Tarefft eure Wahl! Der Rest ist Schaweigen."
(Spassmacher und Ernstmacher, XII, Haffmanns Verlag, 1987)
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