Dienstag, 3. November 2009

Der ideale Kandidat

Ich bin total geplättet. Broder zieht seine Kandidatur zurück. So schnell erfüllt sich einer meiner Lieblingsaphorismen "Das Leben ist die Guillotine der Wahrheiten" an mir selbst.

Broder hat es im SPIEGEL am 2.11.09, S. 160 - 161 allen gezeigt, die das gemacht haben, was er beabsichtigte, nämlich ihn beim Wort zu nehmen. Dafür müssen sie jetzt zu dem Schaden auch noch seinen Spott einstecken, dass er "offensichtlich ... den politischen G-Punkt der Deutschen getroffen habe".

Der SPIEGEL hat gezeigt, was er für eine zünftige Debatte hält, nämlich den, der den Stein ins Wasser geworfen und einen blanken Hans ausgelöst hatte, auch noch das Dankgebet über den tosenden Wogen (O-Ton SPIEGEL: "Doch die subversive Kraft entfaltete ihre Wirkung - eine ernsthafte [sic!] Diskussion über die Vertretung der Juden in Deutschland ist jetzt entbrannt.") und die abschließende Würdigung seiner Tat vortragen zu lassen.

Ein Geniestreich ist dem SPIEGEL mit der Fotomontage (Quelle: SPIEGEL, 2.11.09, S. 160 -161) gelungen, die aus diesen beiden Pics komponiert wurde


Charlotte Knobloch & Henryk M. Broder
(Sie finden das wunderbare Foto von Henryk M. Broder, wenn Sie Frank Hönsch - Fotographie googeln, gehen Sie im Menue auf Literatur, H. M. B. zweite Reihe, ganz rechts)



Der neue Moses (oder eher der neue Sabbatai Zwi?) führt sein Volk aus dem düsteren Reich der Holocaust Religion, die wie ein schwarzer Alp auf uns liegt, in das Reich der Broder-Seligkeit. Die "Deutschen" selbstverständlich, insbesondere die Freunde Broders aus Politically Incorrect werden sich auf die Schenkel klopfen und die Vornehmeren sich einen Ast lachen. Aber Vorsicht! der Grat ist ganz schmal: Wer weiss, wie lange Broder zu dieser Bildkomposition steht. Gut möglich, dass er bei passender Gelegenheit darauf hinweisen wird, dass diese Montage das Werk von goyischen Deutschen ist und ein Symptom dafür, dass diese einen Schlußstrich unter die Schuldknechtschaft ziehen und dem gutgelaunten Wohlfühlpatriotismus z.B. eines Gerhard Schröder frönen wollen.  Was meint Alex Feuerherdt a.k.a. Lizas Welt? "Denn Auschwitz, das war gestern. Heute ist Deutschlandparty mit allem Drum und Dran".

Was mich tröstet, nachdem mich Broder an der Nase herumgeführt hatte, war, dass ich bei seinen Ausführungen im SPIEGEL lernte, wie man in Deutschland etwas in Gang setzen kann, nämlich durch Entfesselung einer Personaldebatte und dabei Vollkörpereinsatz. Der Möglichkeiten sind Legion - das führt mich aus der Depression. So könnte z.b. Alan Posener, wenn er BILD und Diekmann zerreisen will, sich für den Posten Dr. Döpfners ins Gespräch bringen, sein neues Buch mit der Ankündigung vorstellen, selbst Papst werden zu wollen, wenn ich einen Schiedsrichter für Flasche leer halte, stürme ich aufs Spielfeld und entreisse Alex Feuerherdt seine Pfeife.

Ein  einfühlsamer Artikel aus der Süddeutschen Zeitung.

Gibt es in Broders Umfeld keinen jungen Menschen, der ihm die Amfortasfrage stellt "Oheim, was leidest Du?"

P.S. Nachtrag: Alan Posener, ich bin erst heute 10.11. darauf gestossen, hat ins Netz gestellt: Broders Bullshit.

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