Montag, 14. September 2009

Wann meine Guerilla gegen Henryk M. Broder begann

Vor dem Internet - und im Internet: es gibt nur einen Broder.

"Das Internet macht doof" analysiert der Meister, "wenn alle mitreden, löst sich die Meinungsfreiheit in Kakophonie auf", so der Meister der Euphonie. "Henryk Broders sinkende Schamgrenze" kommentiert der Handelsblatt Weblog. Ich vermute, dass die Schamgrenze des Meisters nie sehr hoch lag, mit der Erfindung des Internet und seinen Möglichkeiten musste er sich jedoch endlich total befreit von Redakteuren, Rechtsberatern, Lektoren, Schriftsetzern und anderen Anstandswauwaus fühlen. Schon immer ein Verfechter der Attacke ad hominem, "Warum sachlich, wenn´s auch persönlich geht?", konnte er jetzt als "Deutschlands Schandmaul Nr. 1" (Selbstannonce) in die Vollen gehen. Eine kleine Anthologie seiner "Kunst der gepflegten Schmähungen" (Claudio Pinocchio Casula) ist hier zusammengestellt.

Gewiß hatte ich ihn schon als "spitze Feder" im SPIEGEL und andeswo wahrgenommen. Ein polemisierender und polarisierender Journalist, auch als Verfasser von Traktaten in Buchform. In dem Zeitalter vor dem Internet war der zeitliche und räumliche Abstand jedoch gross genug; Leserbriefe schreiben ist zeitaufwändig und kostet. Das sollte sich mit der Echtzeitkommunikation im world wide web ändern, eine Reaktion bzw. ein "Feedback" kostet nur einen Click. Dass Broder nostalgisch wird und von einer Privilegierung als Meinungsmaulheld wie anno dazumal verbunden mit den Möglichkeiten des Internet träumt, kann ich verstehen.

Die erste "Feindberührung" zwischen dem Meister und mir muss 2005 gewesen sein. Hier muss ich rekonstruieren. Ich fragte ihn nach den Quellen seiner Behauptung, dass Deutschland Exportweltmeister in Sachen Waffen und Moral sei. Ich wurde mit der Antwort beschieden, "kann ich ihnen sonst noch behilflich sein?". Hier haben wir Broder in der Nußschale.

Geringschätzung der "Gegner" (das sind alle, die etwas in Frage stellen). Abfälliger Stil und Ton. Seine Behauptungen haben eine größere Dignität als simple Tatsachen. Broder ist nicht zu widersprechen. Widersprüche zwischen seiner Wahrnehmung und der Wirklichkeit werden gut hegelianisch mit "Umso schlimmer für die Wirklichkeit" aufgelöst. Legendär ist sein weltberühmtes, immergrünes "Dementi": "Eine falsche Meldung, kein Irrtum".

Der Rest ist redundant.

Der Rest sind Geschichten von einem, rollt und rollt und rollt. Wem das nicht langweilig ist, der wird hier bedient. In der Hitze vor dem deutschen Sommermärchen 2006 wurde das Feuer eröffnet.

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