Samstag, 17. Oktober 2009

Lesebefehl: "Walter Schmidt" reloaded auf der Achse des Guten, Vorsicht Satire?

"Walter Schmidt" und Hentryk M. Broder sind ein Traumpaar. Während Broder in der öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages am 16.6.2008 (wir berichteten hier) sich total sicher war, Or HaOlam zu sein, den Abgeordneten  mit seinem Antisemitenhammer einzuleuchten, und ihnen vorab mit traumwandlerischer Sicherheit versicherte, "dass Sie am Ende meines Statements es nicht bereuen werden, mich eingeladen zu haben",  hat "Walter Schmidt" nur ein halbes Jahr später mit einem genialischen Eureka! Prof. Wolfgang Benz, dem Zentrum für Antisemitismusforschung und seinen verfehlten Forschungsansätzen den Garaus gemacht. Beide zusammen werden die Leitfiguren einer "kopernikanischen Wende" in der Antisemitismusforschung sein; die Paradigmen von Benz & al. werden im Orkus der Wissenschaftsgeschichte verschwinden.
Mit dem neuen Beitrag "Walter Schmidts" auf der Achse des Guten: Vorsicht, Satire? haben wir einen neuen wundervollen Beleg, wie zwei Herzen - "Walter Schmidt" und Henryk M. Broder - im Dreivierteltakt schlagen. Henryk M. Broder hatte uns - wir haben darüber berichtet - die Lektüre von Klaus Bittermanns "Unter Zonis - zwanzig Jahre reichen jetzt so langsam wieder mal" ans Herz gelegt. Der springende Punkt für Henryk war dabei, dass hier und nicht weit hinter der Türkei die Brudervölker mit gleichberechtigten Anschlägen aufeinander einschlagen - und er quietschvergnügt, das Weltkind in der Mitten - als Profisachverständiger adabei sein kann. Während man gemäß Broder die gesamte Bagage samt Knüppeln gleichberechtigt in einen Sack stecken kann, macht "Schmidt", ansonsten das grobmotorische alter ego Broders, einen Rollentausch und zeigt uns in einer Apotheose der Dialektik, was Dialektik für unser Verständnis zu leisten vermag:


1. Hü! Bittermann & Co bauen "aus dem sicheren Hafen der bürgerlichen Existenz in einem sicher exquistien Wohnviertel [sic!] im goldenen Westen" einen Pappkameraden auf und machen "sich über den nach ihrer Meinung "typischen Ossi" her":
Der Ossi ist geblieben, was er immer war, ein ‘unangenehmer Zeitgenosse, eine ästhetische Zumutung und ein verdruckster Typ’, den man ‘nicht mehr los wird, nicht mal mehr umsonst an die Russen, denn die lassen sich inzwischen auch nicht mehr alles andrehen’.
2. Hott! "Das Fatale ist nur: Weder Bittermann noch seine Co-Autoren machen sich über diese Art von Ossi lustig. Stattdessen kritisieren sie den Ossi, weil er damals im Jahre 1989 angeblich “naiv” den westlichen Verheißungen von den sog. “blühenden Landschaften” im Osten gefolgt ist, anstatt die vielgerühmten “sozialistischen Errungenschaften” der DDR ... zu verteidigen."
3. Hott, hott! "Sicherlich haben Bittermann & co. einen in ihren Augen [sic!] wichtigen Beitrag zur deutschen Einheit geleistet, indem sie die oft beschworene “innere Einheit” als das entlarven, was sie in Wirklichkeit [Schmidts Augen; Weltgeist] ist, nämlich eine im Grunde totalitäre Zwangsvorstellung."
4. Hü, hü! "Denn wer möchte schon über fast zweihundert Seiten von z.T. veralteten, z.T. stereotypen Vorurteilen über eine Spezies, sprich die “Zonis”, gelangweilt werden, die in der Tat [sic!] bisweilen äußerst skurril wirken, und dies bei weitem nicht nur wegen ihres oft schwer verständlichen sächsischen Dialekts."
Watt denn nunn? Uns dämmert, dass wir es hier mit einer dreidimensionalen Projektion eines Denkens in mehrdimensionalen Hyperräumen zu tun haben.


Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir es bei "Schmidt" und Broder um Rollenfiguren einer Person zu tun haben, oder ob sich um zwei unterschiedliche Realexistenzen handelt (zur Problematik). Hier neige ich zur Alternativhypothese, dass es sich bei "Schmidt" um einen stark durch Broder geprägten und auf ihn fixierten domini canis ("Imitatio Modesti") handelt, der zuverlässig bei Fuß ist. Manchmal stolpern sie übereinander, darüber schmunzeln wir, das ist Slapstick. - Will mir nicht jemand aus dem Umfeld der Achse des Guten zu Hilfe kommen und mir Gewissheit geben?

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