Freitag, 23. Oktober 2009

Henryk M. Broder goes science


Von einem Präsidenten in spe des Zentralrats der Juden in Deutschland ist es gut zu wissen, nicht wie er zur Religion, einem eher bedenklichen Ast in der menschlichen Evolutionsgeschichte, sondern wie er zur "Wissenschaft" steht. Broder redet Tacheles. Es tut uns allen gut und entlastet uns von unnützen Studien, wenn "Wissenschaft" bzw. ihre Priester entzaubert werden.

Broder berichtet auf SPON von den "Berliner Wirtschaftsgesprächen", zu denen er nie gegangen wäre, wenn nicht der leidlich bekannte Sarazzin aufgetreten wäre, leider "ungewohnt zahm". Das gibt Henryk M. Broder jedoch die Gelegenheit, allgemein verbindliche Erkenntnisse über die sog. "Wirtschaftswissenschaften" vorzustellen (en passent: dieser gewohnt zahme Beitrag von Henryk M. Broder auf SPON gibt die Gelegenheit, nochmals alle gewohnt taffen Statements Sarazzins Revue passieren zu lassen):

"Am Ende der anderthalbstündigen Debatte war vor allem eines futsch: der Glaube, Experten würden mehr von Wirtschaft verstehen als das gemeine Volk...Die Fachleute dagegen hängen ratlos unter der Kuppel und überlegen...Sie haben zur Wirtschaft dasselbe Verhältnis wie Meteorologen zum Wetter. Ihre “Vorhersagen” erklären das Gestern."

Bartel weiss, wo man den Most holt. In dem epochalen Werk "Kritik der reinen Toleranz" zieht Henryk M. Broder die Konjektur

"Weil aber sowohl [sic!] die Volkswirtschaft wie [sic!] die Psychoanalyse ebenfalls spekulative Disziplinen sind, deren Vertreter retrospektiv immer die richtigen Voraussagen treffen, will auch ich [sic!] mir eine begründete [sic!] Spekuation erlauben.“ (kritische Zusammenfassung hier).

Eine noch grössere Pseudowissenschaft als Volkswirtschaft und Psychoanalyse ist die Antisemitismusforschung, insbesonders wie sie im Zentrum für Antisemitismusforschung unter der Ägide von Prof. Wolfgang Benz betrieben wird. Dem Prof. Benz schreibt Henryk M. Broder hinter das Ohr:

"Eine wertfreie Wissenschaft gibt es ebensowenig wie objektiven Journalismus. Wissenschaft ist immer interessegeleitet, auch dagegen gibt es nichts zu sagen, solange verschiedene Interessen sich frei artikulieren können. ... Heute streiten sich Evolutionisten mit den Kreativsten [sic!] darüber, in wie vielen Tagen die Welt erschaffen wurde... Solange Antisemitismusforscher der Frage nachgehen, WARUM Juden verfolgt werden, statt zu fragen, warum JUDEN verfolgt werden, liefern sie ohnehin nur Alibis für arbeitslose, deklassiert und an sich selbst leidenden Antisemiten. Gesinnung, schreibt Christian Böhme, sei "das Gegenteil von freier Wissenschaft". Auch das stimmt nicht. Wissenschaft ist Gesinnung." (Fettdruck durch mich. Quelle: Achgut, 14.12.2008, kritische Würdigung hier). 

Gegenüber diesen retrospektiv "harten", prospektiv weichen "Wissenschaften" gibt es - baruch ha Shem - die Andere schaffende Wissenschaft, die Henryk M. Broder z.B. gegenüber der Evangelischen Online-Jugend begeistert erklärt, nämlich auf eine Art, die er selbst versteht

"Das Feuer und das Rad sind Entdeckungen bzw. Erfindungen, denen die Menschheit so gut wie alles verdankt, vom römischen Kampfwagen bis zum VW Golf, vom Spanferkel bis zur Mikrowelle. Ohne die Erfindung der Null gäbe es kein Dezimalsystem und keine Digitaltechnik. Kopernikus, Kepler und Galileo haben die Erde auf die richtige Umlaufbahn gebracht, Einstein hat mit der Relativitätstheorie das Verhältnis von Raum und Zeit neu geordnet. Zwischen den ersten Flugversuchen der Gebrüder Wright und der ersten Mondlandung vergingen nur 66 Jahre. Die Sensationen von gestern sind die Selbstverständlichkeiten von heute und die Antiquitäten von morgen. Und jetzt das Internet, ..."(Würdigung hier)

Derartig sattelfest,  kann Broder auch  handfeste Fragen á la Lenin "Was tun?" schlüssig beantworten, wie z.B. im epochalen Werk "Zur Kritik der reinen Toleranz", die leider nur deshalb nicht auf den Prüfstand der Geschichte kommen, weil Henryk M. Broder der einsamste Rufer in der Wüste ist

" … es geht um die Verbindung von Barbarei und Hightech, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat.“ „Man müsste aber wenigstens eine Ahnung von Geschichte, Naturkunde und Dialektik [ sic!] haben, um ein Mobiltelefon benutzen zu dürfen. Im Ernst: benutzen zu dürfen, nicht zu können. … Ein Mobiltelefon ist mehr als die Summe seiner Einzelheiten. … in jedem Mobiltelefon steckt das gesammelte Wissen von Jahrhunderten, von Johannes Gutenberg bis Bill Gates, …., von Henry Thoreau bis Theodor Herzl. Es ist unmöglich, das Produkt eines langen historischen Prozesses zu benutzen, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie das Produkt entstanden ist. Wer sich also für eine Karriere als Barbar entscheidet, sollte kein Mobilstelefon benutzen, keine E-mails verschicken und keine Atomanlagen bauen dürfen. Er soll seine Nachrichten mithilfe einer Buschtrommel verschicken, auf einem Esel zum Markt reiten und seine Hütte mit Dung heizen. Wer dagegen mobil telefonieren, mit einer Kreditkarte zahlen und in einem vollklimatisierten Schnellzug reisen möchte, der muss darauf verzichten, Leuten, die er nicht mag, die Kehle durchzuschneiden. Take it or leave it." 


Wird er gehört werden, wenn er Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland ist und dicke Bretter bohren wird? "Science avec patience, Le supplice est sûr."


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