Samstag, 12. Februar 2011

Henryk M. Broder: Ganz hemmungsloser Freiheitskämpfer bei BILD & Co.

Ich habe berichtet, dass Henryk M. Broder an Weihnachten von der WELT-Gruppe als "hemmungsloser Freiheitskämpfer" an Bord begrüßt wurde.  Seither muß der gute Mann Tag für Tag in dieser Funktion als running gag steife Brisen gegen alle Schnarchnasen, Schlafmützen, Halb- und Scheintoten, dösende Mumien blasen, die nicht wie er hemmungslos und bedingungslos für die Agenda der Freiheit TV glotzen und dabei auf die Barrikaden gehen.

Dass der eine oder andere  Furz auch in der eigenen Hose explodiert, das will ich hier nicht ausbreiten, das ist auf BILDblog dokumentiert (hattip Matthias Marzahn). Witzig finde ich Broders Schlußwort zur Sache. Ist er das Teflon-Männchen, als der er sich geriert? Dass Stefan Niggemeier einen sähr wunden Punkt getroffen hat, zeigt, auf welche Art Broder zurückscheißt, Verzeihung, zurückschießt.

Bei Broder bleiben nicht viele Fragen offen; er ist ein Mann ohne Geheimnisse, ein Mann, der keinen Schatten  wirft. Vielleicht noch zwei Fragen

1. schießt der stärkste der expendables nicht mit Kanonen auf Spatzen? Wäre er hier als hemmungsloser und radikaler Freiheitskämpfer nicht besser aufgehoben?

2. Broder hat gegenüber dem Ersten bemängelt, dass es die TV-Glotzer eher zu Tode amüsiert, als sie live zur Rede des Jahrhunderts dazuzuschalten. Stimmen denn jetzt die Proportionen, lieber Henryk, im Zentralorgan für Meinungsfreiheit BILD?


Unsere freiheitliche Gesellschaft zeichnet sich auch dadurch aus, dass die news über den Abschied Tommy Gottschalks doch noch etwas höherwertiger sind als die news über den Rücktritt Hosni Mubaraks. There´s no business like show-business, Sie sind doch Teil, lieber Henryk?

BILD ist auf der Titelseite sehr lakonisch - und sehr genau "Er hatte sich bis zuletzt an die Macht geklammert. JETZT HAT DAS VOLK GESIEGT. Ägyptens Präsident ist zurückgetreten. Das Militär übernimmt die Macht am Nil. Millionen von Ägyptern jubelten auf der Straße". Die Karten werden jetzt gemischt.  Ägyptens Militär. Die unheimliche Macht am Nil

"Nun, so das Kalkül, soll das Militär einen geordneten Übergang sichern - freilich immer unter Aufsicht des Großen Bruders auf der anderen Seite der Erde. ... Zu keiner Institution in Ägypten haben die USA bessere Kontakte als zum Militär. ... Das Vertrauen in diese Kontakte scheinen die einzige Erklärung, warum man den faktischen Militärputsch als Fest der Demokratie überschminkte. "

Was meinen Sie, ungehemmter Freiheitskämpfer? Ein Teilsieg ist errungen. Schaun mer mal, ob sich die Ägypter mit einer patrimonial unterfütterten Militärdiktatur, die vom Westen alimentiert wird, begnügen. Unruhen in Nordafrika. Israel zeigt sich zufrieden mit ägyptischen Militärs. Und der Westen? Der kann das seinige tun, um die Hoffnungen zu unterstützen oder die Ägypter um ihre Hoffnungen zu betrügen.

P.S. Matthias Marzahn  sei für den Hinweis gedankt, dass Stefan Niggemeier mit der Post auf Bildblog nicht das geringste zu tun hat. Also nicht Stefan Niggemeier hat einen sähr wunden Punkt getroffen, sondern Lukas Heinser. Da ich das ebenso wie Broder übersehen habe, würde ich ihn, so er denn ginge, nach Canossa begleiten.

9 Kommentare:

Matthias Marzahn hat gesagt…

Nur leider hat Broder mit Niggemeier den falschen Knaben geprügelt, jeder kann es bei BildBlog deutlich lesen:

"Lukas Heinser am 11.2.11 um 12:34"

war der Verfasser des ach so bösen Artikels. Heinser ist der Korintenkacker und Erbsenzähler! Und Broder ist ein alter Schlamperer, wie er arbeitet haben wir ja gesehen!

(Da könnte er sich sogar eine Scheibe von Mercator-Kaufmann-Sudel-Othmar abschneiden!)

Matthias Marzahn hat gesagt…

Gerade eine Broder charakterisierende Spruchweisheit gefunden:

"Ein leeres Fass dröhnt lauter als ein volles!"

Hamed Abdel-Samad hat gesagt…

Das Feature 15.02.2011 · 19:15 Uhr


"Die islamische Welt hat ihr kulturelles und zivilisatorisches Konto überzogen und lebt sträflich über
ihre Verhältnisse. Wäre der Islam eine Firma, dann wäre er längst pleitegegangen. Was der Islam
nun braucht, ist eine geregelte Insolvenz, eine Inventur, durch die er sich endlich von vielen Bildern
trennen muss: Gottesbilder, Gesellschaftsbilder, Frauenbilder, Vor- und Feindbilder."

So der ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad in seinem neuen Buch "Der Untergang der islamischen Welt - eine Prognose". Der Sohn eines Imam kam vor 15 Jahren nach Deutschland, um sich vom Dogmatismus seiner Erziehung zu befreien und seine von Gewalt geprägte Kindheit hinter sich zu lassen. Als Islamkritiker ist er eine Ausnahmeerscheinung. Kein Eiferer, eher ein Philosoph. Keiner mit fertigen Antworten, einer, der mit anderen in Dialog treten will.


Regie: Axel Scheibchen
Produktion: DLF 2011

Oscar Mercator hat gesagt…

"Insolvenz" ist ein schönes Bild, aber ein verquerer Vergleich. Mag sein, dass der Islam überkommen ist, aber er bekommt immer noch genügend Kredit.

Wie das auch immer sei, wie ein anderer Philosoph mal formulierte, Paradigmen gehen dann zugrunde, wenn seine Anhänger aussterben. So hat z.B. der Darwinismus sich nicht wie eine Offenbarung durchgesetzt, sondern seine Gegner und Widersacher überlebt - und neue Anhänger gefunden. Mir scheint, gerade jetzt in Bezug auf Ägypten, dass der Westen gut beraten ist, nicht auf die Muslimbrüder oder andere "Islamisten" zu starren, sondern mit jenen vielen anderen, die diese Bewegung getragen haben, ins Gespräch zu kommen. Für Sie: auch der Westen hat seinen Dogmatismus, denken Sie mal darüber nach, warum der Westen die Stabilität durch Despoten zu sichern versuchte.

Anonym hat gesagt…

mit dem "überzogenen konto" in sachen 'islam' wäre man besser vorsichtig !

haben nicht ökonomen festgestellt, dass der vatikan mit nur 3.000 angestellten ein weltfirmenimperium mit über 1 mrd. anhängern leitet ?

redet da jemand von 'lean management' ? ...

wie machen es die sunniten eigentlich ohne diese 3.000 angestellten ? etwa noch 'leaner' ?

Matthias Marzahn hat gesagt…

Vielleicht sollten Sie auch twittern, lieber Mercator!

Matthias Marzahn hat gesagt…

Allerdings ist es fast schon traurig, wie HMB hier geschasst wird...

Anonym hat gesagt…

Kaufmann!
Sie wissen hoffentlich, dass Sie auch für verlinkte Inhalte verantwortlich sind? Sie geben hier verleumderischer Hetze gegen Herrn Broder eine Plattform, und machen sich solche Seiten durch Verlinkung zu eigen.
Ich fordere Sie hiermit auf, die Kommentare von "Matthias Marzahn" zu löschen!
Es ist für jeden ersichtlich, dass Sie diese Kommentare selbst erstellt haben, um unter einem Deckmantel noch dreckiger hetzen zu können als so schon!

Kaufmann, wenn Ihnen nicht an juristischen Schritten gelegen ist, halten Sie sich an meine Aufforderung!

Otto Barthelmi

Anonym hat gesagt…

andernorts holt der barthel den most, hier ist es der barthelmi ...

eigenartig, dass diejenigen leute, die beim austeilen ganz gross erscheinen möchten, plötzlich ganz pingelig werden, wenn sie einstecken müssen !