Donnerstag, 3. Februar 2011

Wen verrät der "Westen"?

Wen verrät der "Westen"? Die suspekten arabischen "Straßen", die zwar "Freiheit" schreien, aber noch keine Lizenz für die richtige Demokratie haben, oder arabische Despoten, "Diktaturen light", die zuverlässige Bündnispartner des freien Westens und der einzigen Demokratie im Nahen Osten waren?

Es lohnt sich, diese beiden Artikel über Kreuz zu lesen

Jakob Augstein, Das Ende der westlichen Glaubwürdigkeit
Ari Shavit, Die arabische Revolution und der Untergang des Westens

Ari Shavit ist - ebenso wie Caroline Glick - ein "skeptischer Israeli, der - so Spirit of Entebbe - für nichts anderes steht als für die Stimme der Vernunft"; er analysiert

"So wie die Offiziersrevolution in den 1950ern den arabischen Monarchismus, der auf die Kolonialmächte gebaut hatte, zu Fall brachte, bringt die 2011er Revolution die arabischen Tyrannen, die von den Vereinigten Staaten abhängig waren, zu Fall. ... Etwa sechzig Jahre lang gab der Westen der Welt eine zwar unvollkommene, doch stabile Ordnung. Er baute eine Art postimperiales Reich, das relative Ruhe und maximalen Frieden versprach. ... Doch der schwache Umgang der westlichen Länder mit dem Nahen Osten beweist, dass sie nicht länger führend sind. Vor unseren Augen verwandeln sich die Supermächte in Palavermächte. ... Es ist nicht nur der Verrat an einem Staatsführer, der dem Westen gegenüber loyal war, der der Stabilität diente und zur Mäßigung beitrug. Es ist der Verrat an jedem Verbündeten des Westens im Nahen Osten und in den Entwicklungsländern. Die Botschaft ist klar und deutlich: Das Wort des Westens gilt nichts. Eine Allianz mit dem Westen ist keine. Der Westen hat verloren. Der Westen hat aufgehört, eine führende und stabilisierende Rolle in der Welt zu spielen. ... Doch die übergreifende Folge wird der Kollaps der nordatlantischen politischen Hegemonie sein, und dies nicht erst in Jahrzehnten, sondern bereits in Jahren. Wenn die Vereinigten Staaten und Europa Mubarak jetzt beerdigen, beerdigen sie auch die Macht, die sie einst hatten. Auf dem Tahrir-Platz von Kairo schwindet das Zeitalter der westlichen Hegemonie."

Hier schreit einer aus dem Glashaus, scheint mir. Ari Shavit ist wütend, sehr wütend; lesen Sie seinen Beitrag, Sie finden dort einen Lobgesang auf George Walker Bush und starke Diatriben gegen die Verräter Jimmy Carter und Barak Hussein Obama. Was Shavit verschweigt: Es mag auch um die Hegemonie des "Westens" gehen, vor allem geht es jedoch um die Hegemonie Israels in der Region, für die der "Westen", an der Spitze Israels großer Alliierter Bündnispartner kaufte. Solange diese "relative Ruhe und maximalen Frieden" garantierten, war es schnurzegal, ob diese Despoten  light oder hardcore waren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Stimme in allen Punkten zu. Super Beitrag!