Dienstag, 1. Februar 2011

Claudio Casula, ein lupenreiner Demokrat

Hinsichtlich der "ungeheuerlichen Enthüllung" der "Palestine Papers" bleibt "Claudio Pinocchio Casula" immer noch die Spucke weg; er will sich erst äußern, wenn "sich der Nebel über der Szenerie einigermaßen gelichtet hat." (Quelle). Ein sehr bedachter Kopf. Dabei hat Bibi Netanyahu längst Entwarnung gegeben und die Richtlinien der politischen Anschauung bestimmt, und das in Anwesenheit von Angela Merkel, der besten Freundin Israels im Bundeskanzleramt seit den Tagen Konrad Adenauers, gemeinsame Kabinettsitzungen sind an der Tagesordnung. Der SPIEGEL berichtet

"Die Stimme des Premiers wird lauter und bestimmter: Nein, nein, nicht Israel und sein fortgesetzter Siedlungsbau in den besetzten Gebieten behindert den Friedensprozess, das ist seine Botschaft. Es seien die Palästinenser, die Angst vor dem Frieden hätten, davor, den Staat Israel endgültig anzuerkennen. "Punkt", sagt Netanjahu. ...Und im Übrigen sei ja nun mal nicht der israelische Siedlungsbau im Westjordanland und Ost-Jerusalem das "Schlüsselproblem" - sondern die Unfähigkeit der Palästinenser, über den Weg zum Frieden zu sprechen.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sitze zehn Minuten entfernt, "warum kommt er nicht einfach vorbei?", gab Netanjahu in der Pressekonferenz den schwarzen Peter weiter. Hinter verschlossenen Türen, im Gespräch mit Merkel, soll er sich erklärt haben, dass es wohl "in der DNA der Welt" liege, das immerzu Israel als unnachgiebig gelte."

"Warum kommt er nicht einfach vorbei?" - so macht man das im unkomplizierten Nahen Osten. Gut, dass Bibi unzweideutig klar gemacht hat, dass es die palästinensischen Halunken, Blockadekräfte, Jammerlappen, Traumfabrikanten sind, die den Weg zum Frieden nicht freimachen. Es mag wohl an der DNA liegen, dass selbst Angie die monströse Ansicht vertritt, dass der Siedlungsbau gegen geltende Vereinbarungen verstoße, dass mit einem Stopp sich nicht nur neuer Schwung in den Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern bringen ließe, sondern auch ein Zeichen setzen gegen die Instabilität in der Region gesetzt werden könnte. Claudio Casula, was ist denn mit Ihrer DNA, haben Sie eine andere, eine Mutation? Hat sich mit Bibis Extemporationen der Nebel einigermaßen gelichtet?



Claudio Casula ist ein lupenreiner Demokrat und Israel nicht nur die einzige, sondern die beispiellose Demokratie im Nahen Osten - und soll es bleiben. Claudio ist ein Experte für Demokratie, der im Gegensatz zum dem "hemmungslosen Freiheitskämpfer" Henryk Moses Broder genau weiss, dass in das Haus der Demokratie Balken, und zwar die richtigen, eingezogen werden müssen.

"Dort, wo eine Art Diktatur light herrscht und die Regierung einigermaßen prowestlich agiert (siehe Tunis, Kairo, Amman), ist hingegen zu befürchten, dass an deren Stelle nicht über Nacht die Demokratie Einzug hält sondern auf das Chaos die Machtübernahme derer folgt, die am besten organisiert sind und die wenigsten Skrupel an den Tag legen. Merke: Es kann alles immer noch schlimmer kommen, dafür bieten die Türkei, Libanon und der Iran schauerliche Beispiele. ... erinnern, was in den palästinensischen Autonomiegebieten passierte, als man eine Wahl zuließ, ohne dass demokratische Parteien vorhanden gewesen wären, durch die sich der in einer Zivilgesellschaft frei diskutierte Wille der Menschen hätte artikulieren können. Was wollt Ihr: Hamas oder Fatah? Pest oder Cholera? Entscheidet Euch, rasch. Ah, die Pest. Na dann. ... aber so lange ein freier Diskurs ausbleibt und „die Straße“ sich zuweilen antiwestlicher und antiisraelischer aufführt als die Regierung, mithin derjenige auf den Schild gehoben werden dürfte, der sich am radikalsten gebärdet, lautet die Alternative zu einer ätzenden Autokratie wie der Mubaraks nicht Demokratie, sondern Anarchie – spätere Füllung des Machtvakuums durch radikale Islamisten nicht ausgeschlossen." (Quelle)

Claudio Casula weiss auch, wie man den vorderasiatischen Sauhaufen auf Vordermann bringen könnte und geordnete akzeptable Demokratien etablieren, nämlich durch Rehabilitation der allseits bewährten Bushdoktrin

"... führt an der Demokratisierung des Orients kein Weg vorbei; George W. Bush hat es begriffen, und irgendwann werden es auch die Bush-Basher begreifen. Deshalb galt und gilt es, die Regime unter Druck zu setzen, um längst überfällige Reformen, Meinungsfreiheit, Opposition, schließlich freie Wahlen zuzulassen. " (Quelle)

Das klingt nahezu überzeugend. Nur eine Kleinigkeit stört mich. Israel hätte seit 1967 alle Zeit der Welt gehabt, diese Doktrin, die man jetzt "Bush-Doktrin" nennt, in seinem Herrschaftsbereich mit dem menschenfreundlichsten Besatzungsregime und den reinsten Waffen seit Erschaffung der Erde umzusetzen. Hat Israel nicht die "Regimes" in den "Gebieten" genügend unter Druck gesetzt, nach bester imperialer Manier "divide et impera" die Hamas gegen die PLO und die PA gegen die Hamas in Stellung gebracht? Warum haben sich in den "Gebieten", die von der einzigen Demokratie der Region nicht nur dominiert, sondern administriert werden, keine Parteien gebildet, die nicht Pest und Cholera, sondern Glück und Segen heißen? Weil Halunken, Blockadekräfte, Jammerlappen mit der Besatzungs- und Annexionspolitik nicht einverstanden sind und mit den Waffen eines David gegen die weit überlegene Wehr eines Goliath kämpfen? Claudio Casula, Sie sind Insider, Sie wissen, was die Agenda ist, mir scheint, dass der Status quo mit einer gespaltenen palästinensischen Gesellschaft, mit verfeindeten palästinensischen Fraktionen, die vom Schabak unterwandert sind, auf der einen Seite, der "Friedensbewegung" der Siedler auf der anderen Seite die beste aller Welten ist, solange ein Transfer, sei er freiwillig oder unfreiwillig, politisch nicht zu vermitteln ist, was sagen Sie? Für diese Politik braucht Israel Stabilität, eine berechenbare Hamas, eine berechenbare PA, berechenbare Diktaturen light oder Demokratien light ("einigermaßen prowestlich"), die die "Strasse" kontrollieren. Kommt da eine Protestwelle der Gaza Youth Breaks Out nicht sehr ungelegen? Oder täusche ich mich? "Fuck Israel. Fuck Hamas. Fuck Fatah. Fuck UN. Fuck UNRWA. Fuck USA!." Hat hier etwa der hemmungslose Freiheitskämpfer Henryk Moses Broder mitgeschrieben?

P.S. Schlimm, schlimmer, am schlimmsten, was z.Z. im Nahen Osten passiert. So, Mr. Moe auf Spirit of Entebbe

"Es liegt auf der Hand, warum „der skeptische Israeli“ – der für nichts anderes steht als für die Stimme der Vernunft – zwar ohne Bedenken die tunesische Jasmin-Revolution begrüßen konnte, die Geschehnisse in Ägypten aber mit äußerstem Argwohn verfolgt. ... Sollte nicht nur Mubarak, der selbst in der kalten Logik der Realpolitik alles andere als ein Vorzeigeverbündeter für die USA und Israel war, sondern auch die Armee in Ägypten fallen, erscheint eine Machtergreifung durch Islamisten derzeit am wahrscheinlichsten, egal ob durch Wahlen oder auf anderem Wege. ... Die bei manch einem vielleicht kurzweilig aufflackernde Hoffnung, auch in Deutschland könnte sich angesichts der tunesischen Jasmin-Revolution und den Protesten in Ägypten und anderen arabischen Ländern die Erkenntnis durchsetzen, dass jüdische Häuslebäuer im Nahen Osten keinesfalls das vielbeschworene Hindernis für Frieden und Fortschritt im Nahen Osten sind, ist schnell wieder erloschen. Zwei Millionen Menschen auf den Straßen Kairos reichen eben nicht aus, um deutsche Weltbilder und Wahnvorstellungen zu zerstören. [sic!]... Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass viele kluge Stimmen derzeit appellieren, eben jenen Nahen Osten zu erhalten, dessen Existenz sie selbst seit Jahr und Tag zurecht verfluchen. Ihre Argumente sind gut, denn bis auf weiteres lehrt die Geschichte im Nahen Osten: Schlimmer geht’s immer und meistens kommt es dann auch so. Mögen die Menschen auf den Straßen Kairos die Geschichte [sic!] Lügen strafen." (Quelle)

Hier eiert ein Gutmensch gewaltig. Die eben immer und überall entscheidende Frage ist: Ist das gut für die Juden, ist das gut für Israel? Das ist unter Umständen eine ätzende Autokratie, eine Diktatur light, eine Demokratie light ... Jede Regung auf dieser Welt muss an diesem Maßstab gemessen werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

danke für den beitrag ! wie man sieht ist das mit der "demokratie" (vor allem wenn sie den interessen der 'einzigen demokratie' schadet, sehr gefährlich !)

aber lassen sie das besser mit dem 'moses' namens hmb, moses war nach dem neuen rembrandt thüringens und experten der gesellschaftsanalyse, namens bernd zeller, ein 'arbeiterführer' !!!! (man beachte: die vorwegnahme des proletariats in einer nomadengesellschaft ! ----> frage: lag das etwa an den genen ? vielleicht spricht hierzu die doktorin der humangenetik gudrun eussner ein klärendes wort ....

nun, will das ein spassvogel wie unser marcin wirklich sein ?? ich glaube eher nicht .... das wäre doch mehrere etagen über seinen fähigkeiten !