Sonntag, 13. März 2011

David Harnasch scheisst nicht in die Hosen

"Gudrun Pausewang siegt auf ganzer Linie: Tausende, vielleicht Zehntausende Menschen sterben bei einer schrecklichen Naturkatastrophe und sie interessieren die Deutschen Medien einen Dreck. Denn ein Störfall in einem Kernkraftwerk könnte mit etwas Glück Pech außer Kontrolle geraten. ... Im Moment haben die japanischen Experten die Lage wohl halbwegs unter Kontrolle. ...Während wir uns einfäkieren wegen einer Katastrophe die bisher ausbleibt, zeigt ein anderes Volk bewundernswerte Gelassenheit angesichts der tatsächlichen - allerdings rein natürlichen - Katastrophe: Die Japaner machen sich bereits still und fleißig ans Aufräumen, während noch nicht mal die Zahl der Toten feststeht." (Quelle)

Das andere Hobby der Achse des Guten, der Kampf gegen die Gutmenschen und Umweltspinner ist auf diesem Blog nur sehr beiläufig (und hier) erwähnt worden. Die Komplexität der Materie, insbesondere der Klimaforschung, hält mich davon ab, meine Meinung dazu zum Besten zu geben. Ob das Klima-Spezial, das auf der Achse des Guten als Vademecum publiziert wurde, Hand und Fuß hat, sei dahingestellt;  unfreiwillig komisch ist jedoch, wenn Laien wie Henryk M. Broder mit breiter Brust den Klimaforschern die Meinung blasen:

"Und dieselben Aufschneider, die ohne zu zögern das Klima im Jahre 2050 voraussagen, zeigen sich vom Ausbruch des Winters mitten im Dezember total überrascht. Damit konnte wirklich niemand rechnen! Fest entschlossen, den Anstieg der Durschnittstemperatur auf 2° C zu begrenzen, sind sie nicht in der Lage, das Wetter für Heiligabend vorherzusagen. Geschweige denn, die Autobahnen vom Glatteis zu befreien" (Quelle)

Der schlagende Einsatz von kurzfristigen Zeitreihen (Wettervorhersage) gegen langfristige Zeitreihen (Klimaprognose) - Broder schafft es spielend, uns in einen Taumel der statistischen Vernunft zu setzen (spricht das für den Klima-Spezial Grundkurs?).

Dieser Beitrag des Stammautors der Achse des Guten, David Harnasch, verdient jedoch eine Würdigung, lesen Sie ihn noch mal:

"Gudrun Pausewang siegt auf ganzer Linie: Tausende, vielleicht Zehntausende Menschen sterben bei einer schrecklichen Naturkatastrophe und sie interessieren die Deutschen Medien einen Dreck. Denn ein Störfall in einem Kernkraftwerk könnte mit etwas Glück Pech außer Kontrolle geraten. ... Im Moment haben die japanischen Experten die Lage wohl halbwegs unter Kontrolle. ... Während wir uns einfäkieren wegen einer Katastrophe die bisher ausbleibt, zeigt ein anderes Volk bewundernswerte Gelassenheit angesichts der tatsächlichen - allerdings rein natürlichen - Katastrophe: Die Japaner machen sich bereits still und fleißig ans Aufräumen, während noch nicht mal die Zahl der Toten feststeht."

Denken Sie mit:

1. Es gibt eine tatsächliche - allerdings rein natürliche - Katastrophe.
2. Dafür interessieren sich die Deutschen Medien einen Dreck, egal sind ihnen die Tausende und Abertausende von Toten.
3. Dann gibt es eine "Katastrophe die bisher ausbleibt" (die Experten haben die Lage "wohl halbwegs unter Kontrolle")
4. Weil die "Deutschen Medien" ein QED haben, wünschen sie klammheimlich, dass "ein Störfall" in einem KKW "außer Kontrolle" gerät.
5. Und "wir" scheißen uns in die Hose bei einer "Katastrophe die bisher ausbleibt".
6. Während "wir" in die Hose scheissen, bleiben die Japaner ganz gelassen und krempeln die Ärmel hoch. Keine Spur von unserer Hysterie vor einer "Katastrophe die bisher ausbleibt", während SPON unkt "Die Folgen des Mega-Erdbebens und der gigantischen Tsunami-Flutwellen sind unübersehbar. Aber Japans Bevölkerung ängstigt noch mehr, wie groß die unsichtbare radioaktive Verstrahlung ist. Immer neue Kraftwerkspannen werden bekannt." (Quelle).  Die Deutschen projezieren ihre Deutsche Angst auf die Japaner.

Ich vermute, dass David Harnasch von seinem point of view aus sehr konsistent argumentiert. In Deutschland wird, so David Harnasch, eine "Katastrophe die bisher ausbleibt" zu sehr durchsichtigen Zwecken instrumentalisiert. Und wenn der "Störfall" doch außer Kontrolle gerät? Keine Panik! Selbst der SPIEGEL hat, so lässt uns David Harnasch heute wissen, 2007 von "Legenden vom bösen Atom" berichtet:

"Deutsche Forscher untersuchen in Sibirien eine berüchtigte Atomfabrik aus Sowjetzeiten. Die nukleare Verseuchung, so ihr Befund, wurde überschätzt. Starben auch an den Spätfolgen der Superkatastrophen von Hiroshima und Tschernobyl weit weniger Menschen als gedacht?"

So "böse" ist das Atom gar nicht. Ich glaube, ich muß jetzt eingestehen,  dass"wir" sind zu zimperlich sind,  keine gesunde Risikotoleranz haben, eingebildete Gefährdete sind. Lassen "wir" uns dadurch beruhigen, dass "weit weniger Menschen als gedacht" das Zeitliche segnen mußten (damit man mich nicht mißversteht, ich bin für lückenlose Aufklärung).

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mit David Harnasch haben Sie ja einen ganz tollen Hecht aufgetan. Werde mich mal einlesen.
Übrigens hat auch Michel Friedmann die AKWs in Japan zum Thema (und die Auswirkungen für den Rest der Welt):
http://starke-meinungen.de/blog/2011/03/13/wie-japans-desaster-meinen-argumenten-in-die-quere-kommt/

mfg

Da.

Anonym hat gesagt…

könnte er sein mossad-t-shirt zur verfügung stellen, damit man die tränen, die beim lachen seiner beiträge entstehen, abtrocknen kann ???